Dem neuen Haus, das zwischen den Jahren 1921 und 1922 vom Fabrikanten Adalbert Richter erbaut wurde, gaben die Einwohner von Vilémov den Beinamen »Kaffeemühle«. Bauherr war der Erbe der Spinnerei F. X. Richter, die 1862 von seinem Vater Franz Xaver in Dolina bei Vilémov gegründet worden war. Mit dem Bau der Villa muss er Hans Richter spätestens 1921 beauftragt haben, offenbar beeinflusst von dessen eindrucksvoller Innenraumgestaltung der Villa Kumpf, die sich gleich gegenüber befand und 1921 fertiggestellt wurde.
Der Dresdner Architekt wählte für den Auftrag seines Namensvetters einen individuellen Zugang im Geiste des Expressionismus und des Art déco. Er entwarf das Haus in Form eines Kubus mit abgeschrägten Ecken, die im Erdgeschoss mit mächtigen Erkern versehen waren, über denen sich Balkone befanden. Den oberen Abschluss bildete ein Zeltdach mit großen Dachüberständen und einem Schornstein in der zentralen vertikalen Achse.
Wie es seine Art war, betrachtete der Architekt das Objekt als Gesamtkomplex. Mit dem Erscheinungsbild des Hauses korrespondierte der Entwurf für den Garten, der von einem Holzzaun mit Granitsockel und-pfeilern umgeben war. Der Zugang zum Garten unterstrich die Symmetrie des Hauses: Vom Tor führte der Weg direkt zur Treppe vor dem von zwei Säulen begrenzten Haupteingang.
Obwohl 2015 die Fassade des Hauses renoviert und die Fenster ausgetauscht wurden, wodurch die Architektur an Plastizität verlor, blieb eine Reihe ursprünglicher Details erhalten, denen die derzeitigen Eigentümer große Sorgfalt widmen. Auffallend ist das speziell angefertigte Design der Türen, vor allem der Eingangstür mit dem typischen Richter’schen Raster in Form eines Gitters. Dieses Raster ist auch am Geländer im Treppenhaus zu finden. Die Handschrift des Architekten schlägt sich auch in der Deckengestaltung nieder, bei der minimalistische geometrische Stuckverzierungen vorherrschen.
Von den Elementen im Außenbereich überdauerten die Sanierung die ursprünglichen schmiedeeisernen Gitter und die Balkonbrüstung sowie der Terrazzosockel. Leider verschwanden die Holzfensterläden, die Rankgitter und die Seitenfenster in den Risaliten. In erstaunlichem Umfang blieb die Gartengestaltung in Form steinerner Einfassungen, gepflasterter Wege und Zäune erhalten.
Interessant ist die Erinnerung der Nachkommen des Bauherrn, dass Adalbert Richter die damals moderne Zentralheizung ablehnte, die bereits in der Villa seines Nachbarn Kumpf eingebaut worden war. Er bevorzugte die klassische und nicht besonders effektive Lösung – Kachelöfen, die in den Innenräumen bis heute erhalten sind.
Leider konnte der Fabrikant den Neubau nicht sehr lange genießen. Er starb 1921, offenbar noch vor dem Einzug. Bis zur Aussiedlung der deutschen Bevölkerung aus der Tschechoslowakei 1945 wohnte die Witwe mit ihren Töchtern in der Villa. Auch nach dem Krieg diente das Objekt als Wohnhaus.