Die Siedlung Trachau ist die prominenteste moderne Großsiedlung Dresdens. Ihre Vorplanungen gehen auf das Jahr 1925 zurück, als vom Hochbauamt ein Bebauungsplan erstellt wurde. Danach sollten etwa 2.000 Wohnungen in niedrigen Einfamilien-Doppelhäusern mit Kleingärten errichtet werden. 1927/1928 wurde der Plan geändert. Es sollten nun längere, mehrgeschossige Zeilenbauten mit Gemeinschaftsgärten errichtet werden.
Die Bebauung erfolgte durch drei Bauträger: die GEWOBAG, die GEWOG Dresden und die Bauhütte Dresden, für die Hans Richter, Hans Waloschek und das Büro Schilling & Graebner entwarfen. Für eine Reihe von Einfamilienhäusern entlang der Schützenhofstraße, die im Erbbaurecht vergeben und von Waloschek entworfen wurden, kam der Siedlerverband ASSV hinzu. Die Stadt Dresden stellte das Bauland zur Verfügung, beteiligte sich an den Finanzen und besaß sechs von acht Aufsichtsratssitzen bei der GEWOBAG. Nach 32 Jahren sollte der Grundbesitz samt der darauf befindlichen Gebäude der GEWOBAG an die Stadt fallen.
Für die gesamte Siedlung waren Flachdächer vorgeschrieben, was später zum Spitznamen »Neu-Jerusalem« führte. Nur als Anschluss zur bestehenden Bebauung hin waren Steildächer zur Vermittlung vorgesehen. Mit Laubenganghäusern und Dachterrassen, Loggien und verglasten Veranden sowie mit dem Zeilenbau wurden aktuelle Trends zum sparsamen und hygienischen Bauen mit viel Zugang zu Licht und Luft aufgenommen.
Die Bauzeilen sind relativ lang und gaben der Siedlung einen klaren Abschluss. Farblich wurden einzelne Bauteile und -flächen in Grau, Hellblau, Gelb, Ocker und Siena hervorgehoben, zum Beispiel an den Kopfbauten. Die Entwürfe hierfür lieferte Carl Rade, der damals an der Dresdner Kunstgewerbeschule lehrte und in dieser Zeit häufiger an Neubauten mitwirkte.
Die Siedlung besaß Kleinstwohnungen von 34 qm, Kleinwohnungen von 45 qm und einige größere Wohnungen mit 60 qm Fläche. Alle Wohnungen waren mit Arbeitsküchen und einem Bad mit WC und Wanne ausgestattet – damals ganz neue Entwicklungen und Trends. Nur die Kleinstwohnungen mussten mit einem Waschbecken im Bad und einer Kochnische auskommen.
Hans Richter entwarf die Wohnbauten entlang der Kopernikusstraße (Nr. 29 bis Nr. 57 und Nr. 42 bis 74) sowie die Bauten in der Industriestraße (Nr. 42 bis Nr. 52 und Nr. 68) und in der Fraunhoferstraße (Nr. 1 und Nr. 2). Als letztes kamen noch die Ganghäuser entlang der Halleystraße sowie der östliche Riegel an der Abbestraße hinzu. Die Ganghäuser wurden 1930 während der Wirtschaftskrise errichtet und hatten daher Wohnungen mit lediglich 38 qm bis 43 qm für eine Dreiraumwohnung. Hier gab es nur Kleinstbäder. Der Typus Laubenganghaus war brandneu und wurde durch Richter in Dresden erstmals angewandt. Er versprach Materialersparnis durch den offenen Zugang, gute Durchlüftung und sollte auch zur Kommunikation der Bewohner beitragen.
Für den Bereich zwischen Abbestraße und Gustav-Richter-Straße war ursprünglich eine Anlage von 220 Wohnungen geplant: Strenger und monumentaler sollten hier zwei lange, sehr seriell gestaltete Riegelbauten den Blick auf einen zentralen Hochhausbau lenken, der die Anlage optisch abgeschlossen hätte. Richter führte dazu aus: »Dabei bildeten die an Stahlrohren hängenden, mit Drahtglas geschützten und mit seitlichem Drell bespannten Balkone das belebende Ornament des Baues«. Die Gesamtanlage der Siedlung wurde seiner Meinung nach durch die Bebauung ab 1933 verdorben.
Zwei zentrale Heizwerke (an der Richard-Rösch-Straße von Hans Waloschek und an der Halleystraße von Hans Richter) versorgten die Großsiedlung mit Fernwärme und Warmwasser und bedienten auch die angegliederten Wäschereien. Die Eigenheime waren mit Öfen zu heizen.
Mehrere Musterwohnungen wurden durch die Architekturbedarf GmbH, die Gemeinnützige Hausrat GmbH Sachsen, die Deutschen Werkstätten Hellerau und den Konsumverein »Vorwärts« unter anderem mit Möbeln des Bauhaus-Designers Erich Dieckmann (Kinderzimmer) ausgestattet.