In Wölmsdorf gründete Heinrich Kumpf 1902 mit seinem Kompagnon Josef Emanuel Petters eine Bandfabrik, die in den dreißiger Jahren zur größten der Tschechoslowakei aufstieg. Anfang 1919 gab der Fabrikant den Entwurf für eine neue Villa mit Wirtschaftsgebäude auf einer umfangreichen Parzelle am Rande des Ortskerns in Auftrag. Da sich die Gemeinde direkt an der Landesgrenze befand, sprach er ein Architekturbüro in Sachsen (A. Mairich Chemnitz) und eines in der Tschechoslowakei an (Dittrich und Steidl, Dolní Poustevna/Niedereinsiedl). Für den Bau wählte er Anfang 1920 den Entwurf des letztgenannten Büros aus.
Bei der Villa handelt es sich um ein zweistöckiges Objekt mit Walmdach und einem markanten halbrunden Risalit in abstrahiertem historisierenden Stil. Hinzu kam ein Wirtschaftsgebäude, das die traditionelle ländliche Architektur im sogenannten Heimatschutzstil widerspiegelte. Hans Richter erhielt separat den Auftrag für alle Innenräume. Seine Entwürfe für Einbaumöbel und freistehendes Mobiliar sowie für die Deckengestaltung in den meisten Räumen sind erhalten geblieben. Es handelte sich um ein prägnantes Raumdesign, das überwiegend vom Stil des Art déco und des beginnenden Expressionismus beeinflusst war. Das Gesamtkunstwerk der Innengestaltung umfasste nicht nur Möbel und Gips- oder Holzkassettendecken, sondern auch Türen, Wand- und Heizungsverkleidungen, Kaminkonsolen, Kachelöfen, Leuchten, Geländer und weitere Details. Den Entwurf arbeitete Richter von März bis Juni 1920 aus, das Haus wurde 1921 fertiggestellt. Schon in diesen frühen Arbeiten ist die für Richter später charakteristische Vorliebe für das Motiv des Rasters erkennbar.
Der zufriedene Bauherr gab ihm schon bald die Möglichkeit, auch einen Entwurf für den Garten vorzulegen. Er entwickelte einen älteren Entwurf der Spezialfirma Baumschule Paul Hauber Dresden-Tolkewitz weiter. Zu Richters Ideen zählt vor allem der markante Gartenpavillon, der über einen langen Laubengang aus gerasterten Holzwänden mit der Villa verbunden ist. Es ist aber nicht klar, ob der Entwurf umgesetzt wurde.
Die Villa Kumpf wurde im Rahmen der Konfiszierung des deutschen Eigentums in der Tschechoslowakei nach dem Ende des Nationalsozialismus beschlagnahmt. Später wurde sie Sitz des Gemeindeamtes und der Bibliothek. Richters Innengestaltung ist bis heute erstaunlich vollständig und in gutem Zustand erhalten geblieben bzw. einfühlsam instand gesetzt worden. Lediglich der überwiegende Teil der frei stehenden Möbel und der Leuchten ist verloren gegangen. Auch die Gartengestaltung ist in Form von Wegen, Steintreppen, Terrassen, Pfaden und Bäumen größtenteils noch vorhanden.