ImpressumDatenschutzBarrierefreiheitHans RichterArchitekt1882—1971

Villa Palme in Schönlinde

Adresse:
Krásná Lípa, Čelakovského 40/13
GPS:
50°55'02.3"N 14°29'48.7"E
Bauzeit:
1929
Bauherr:
Josef Franz Palme
Hinweis:
Heute Wohnheim für geistig Behinderte
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Die Villa Palme gehört zu den größten funktionalistischen Villen in der Tschechischen Republik. Die abwechslungsreiche räumliche Komposition auf fünf Höhenniveaus verleiht dem Bau trotz seiner Monumentalität eine erstaunliche Leichtigkeit.

Der Textilfabrikant Franz Josef Palme entdeckte im Alter von sechzig Jahren die moderne Architektur seiner Zeit für sich. Er erteilte Hans Richter sowohl den Auftrag für den Bau der Villa als auch einer Fabrikhalle. So fand der Architekt zu einem idealen Kunden, der ihm große finanzielle und künstlerische Freiheit ließ. Dennoch musste er sich mit einer großen und bei funktionalistischen Bauten ungewöhnlichen Einschränkung auseinandersetzen: Das Haus entstand auf dem Fundament einer alten eklektizistischen Villa, die derselbe Bauherr 1912 hatte errichten lassen. Diese hatte nur 16 Jahre Bestand. In den Jahren 1928 und 1929 wuchs an ihrer Stelle bereits der Neubau in die Höhe.

In der Villa gibt es dutzende Zimmer (zeitgenössischen Gerüchten zufolge waren es bis zu 80 und wegen seines provokanten Erscheinungsbildes erhielt das Haus den Beinamen »Affenkasten«). Die unzusammenhängende Form des Baukörpers mit vier prismatischen Blöcken und die Höhenverhältnisse in Abhängigkeit von den Fundamenten der abgerissenen Villa machten den Bau mehrerer Treppenhäuser erforderlich. Der Haupteingang befindet sich auf dem Niveau des Souterrains. Zu den Wohnräumen führt eine prunkvolle Marmortreppe mit geometrischen Stuckverzierungen an den Wänden. Den zentralen Raum bildet eine riesige Wohnhalle, deren Höhe sich über zwei Stockwerke erstreckt. Der Raum wird durch großzügige bodentiefe Fenster erhellt. In der Halle befindet sich eine zweiläufige Holztreppe mit originellem Geländer, das mit einem für Richter typischen Rastermotiv versehen ist. Im Stockwerk über der Halle liegen Zimmer mit Bandfenstern, die von zwei senkrechen Wänden unterbrochen werden. Es versteht sich von selbst, dass großflächige Flachdächer den Abschluss des Gebäudes bilden.

Eine einzigartige Komponente des Geländes sind die Terrassen, die vom Architekten im Rahmen der Gartengestaltung entworfen wurden. Sie umgeben die Villa von drei Seiten. Die erste befindet sich auf dem Niveau des Souterrains und ist von der Straße aus zugänglich. Die Hauptterrasse schließt sich auf dem Höhenniveau der zentralen Halle an die Villa an. Die Fläche wird von Pergolen in Form eines Stahlbetonskeletts mit Holzfüllung, wiederum mit Rastermotiv, unterteilt. Zudem gibt es einen vorspringenden Balkon mit Aussicht. Die dritte Terrasse liegt ein Stockwerk höher und geht fließend in das Wäldchen oberhalb der Villa über. Es handelt sich um eine gepflasterte Promenade, an deren oberem Ende sich ein Ruheplatz mit Steinbänken befindet.

In der Villa ist eine Reihe ursprünglicher Elemente erhalten, wie die Vertäfelung der zentralen Halle aus dunklem poliertem Holz, die Tür- und Fensterbeschläge u. a. Wertvolle Details sind die Metalltore und -pforten in originalem Design.

Nach der Konfiszierung 1945 diente das Haus als Erholungsheim. Heute befindet sich darin ein Heim für Menschen mit geistiger Behinderung. Wo es möglich ist, berücksichtigt der Träger bei baulichen Maßnahmen den Originalzustand. Die einschneidendste Veränderung war ein zweistöckiger Aufbau auf dem Block, in dem sich ursprünglich die Wohnung des Verwalters und Garagen befanden.